Dienstag, 8. März 2016

Moto Guzzi

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Nach dem wir hier bereits die Historie zweier italienischer Automarken vorstellen konnten, wollen wir uns heute endlich auch einmal dem Thema Motorrad widmen.

Denken wir also an Sommer, Sonne und Italien.

Dann denken wir an Fiat, Ferrari, Alpha Romeo und Bugatti. Und woran denken wir noch? Natürlich an italienische Motorräder. …und auf einige Marken mag man gar  nicht kommen oder sie für italienische Produkte halten. Wir denken an Aprilla, Bimota, Benelli oder MV Augusta.

In Deutschland wurde 1894 zwar das erste Motorrad entwickelt, aber auch Italiener fuhren Anfang der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gerne Motorrad. Besonders gern taten dies ein gewisser Herr Giorgio Parodi und sein Kumpel Carlo Gizzu. Ersterer ein ehemaliger Heeresflieger der italienischen Luftwaffe und Carlo, sein Flugzeugtechniker.

Was tut mal also, wenn Kriege vorbei sind und aufgeräumt oder einfach neu angefangen werden muss? …und wenn man sich in den Wirren eines Krieges irgendwie zusammegetan und an besseren Tagen Pläne für danach geschmiedet hat? „Wenn die Scheisse hier vorbei ist, dann fangen wir von vorne an und bauen Motorräder.“ …so ungefähr stelle ich mir vor, werden die beiden Ihr Vorhaben geplant haben. Jedenfalls wurde das Unternehmen Moto Guzzi am 15.03.1921 von den beiden gegründet. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass das Firmenlogo genau wegen der Vergangenheit der beiden Gründer eben einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen darstellt.

Die erste Maschine war ein für diese Zei typisches Gerät und daher nannte man es auch völlig trocken Moto Guzzi „Normale“. So normal blieb man aber im Italienischen nicht weiter, sondern vergab den einzelenen Modellen ziemlich ausgefallene und/oder gut klingende Namen, ganz im Gegensatz zu so manch trockener Bezeichnung wie etwa BMW F650 oder KTM. Nein, Moto Guzzi nannte eine Maschine z.B. „Bicilindrica“. Was für ein Name, einfach toll!

Bicilindrica

Auch bei diesem Fahrzeughersteller muss man dann im weiteren Verlauf immer wieder zwischen Vorkriegszeit und Nachkriegszeit unterscheiden. Wir meinen nunmehr aber den zweiten Weltkrieg. Wurden so von der ersten Maschine gerade einmal 17 Stück gebaut (in Handarbeit im Keller), waren es 1925 in Mandello del Lario und mit über 300 Mitarbeitern bereits 1200 Motorräder.

In der Vorkriegsphase entwickelte Moto Guzzi eine spezielle Hinterradfederung und nahm an diversen Sportverstanstaltungen teil. Höhepunkt war der Gewinn der ersten 500ccm-Europameisterschaft im Jahr 1924 – oder der Gewinn der Tourist Trophy auf der Isle of Man 1934.

Moto Guzzi wurde 1934 größter Motorradhersteller Italiens.

Typisch für die Nachkriegszeit waren nicht Sportmotorräder sondern kleine praktische Mopeds/Mofas im 65ccm-Bereich. Diese wurden in den 40er und 50er Jahren gebaut. Danach gab es natürlich auch in Italien den typischen Nachkriegs-Aufschwung, so dass Moto Guzzi auch Maschinen mit größerem Hubraum bauen konnte. Bis 1957 konnte Moto Guzzi auch weitere Rennerfolge feiern. Leider erging es Moto Guzzi danach wie vielen anderen Branchen: Motorräder waren einfach out. Gegen Ende der 50er Jahre nahm das Märchen „Aufschwung“ Fahrt auf und das Auto wurde zum Statussymbol. Mit Moto Guzzi ging es also irgendwie bergab. Leider fiel in diese Zeit auch der Tod der beiden Firmengründer Guzzi und Parodi.

Der Gesellschaft ging es so schlecht, dass Moto Guzzi aufhörte Motorräder herzustellen. Teile der Belegschaft wanderten zu den nun aufstrebenden Automobilherstellern ab. Erst im Jahre 1967 wurde dann eine Art Auffanggesellschaft SEIMM gegründet und die Produktion von Motorrädern wieder aufgenommen.

1973 wurde Moto Guzzi von einer anderen Firma aufgekauft, von De Tomaso. Unter De Tomas wurde 1974 das erste für Mororräder verwendete integrale oder ABS-Bremssystem entwickelt.

Moto Guzzi nahm an einer Ausschreibung für Motorräder einer italienischen Behörde teil – und gewann. Dafür wurde ein V-förmiger Zweizylindermoter mit Kardanantrieb entwickelt, welcher noch heute den Grundstock und die technische Basis von Moto Guzzi-Motorrädern darstellt und für deren typischen Look von sorgt. Ein schönes Beispiel ist dafür das von der italienischen Polizei gefahrene Modell V7.

Moto Guzzi dümpelte so dahin, immer wieder mit großen Geldproblemen und ohne wirkliche innovativen Neuerungen, als im Jahre 2000 Aprilla beschloss, Moto Guzzi zu erwerben. Warum auch immer (wahrscheinlich immer wieder Spekulationsoptionen), jedenfalls ging der Kaufreigen weiter und Piaggio übernahm 2004 Aprilla, so dass Moto Guzzi seit dem zu Piaggio gehört. Im Jahre 2006 gab es dann mal wieder einen Neustart unter anderer Führung, jedoch im gleichen Konzern. Moto Guzzi baut etwa 10.000 Motorräder pro Jahr und hat einen Marktanteil in Deutschland von 0.9%.

Zugegeben, die Karren sehen schon richtig cool aus – z.B. die große Moto Guzzi California als Chopper-Variante.

California

Moto Guzzi California

Viel wird sich daran leider wohl auch nicht ändern. Unrühmlich endete z.B. ein Kapitel Polizeimotorräder in Berlin. Im Jahre 2009 erwarb die Berliner Polizei Moto Guzzi 850 Norge-Maschinen für ihren Fuhrpark. Offenbar war man bei der Berliner Polizei der Meinung, dass das V-Konzept von Moto Guzzi für kurvenreiche Verfolgungsfahrten auf Berliner Straßen besser geeignet sei und die Polizisten damit noch tiefer in den Kurven liegen könnten. …was für ein lustiger Gedanke :-). 3 Jahre später ersetzte man die Maschinen wieder durch die üblichen BMW-Motorräder, da die Qualität der Moto Guzzi-Maschinen doch sehr zu wünschen übrig lies (lockere Schrauben, überhitzter Motor).

Moto Guzzi Norge 1200

Moto Guzzi Norge 1200

 

Bildquellen:
Moto Guzzi California: Wikimedia – Elkawe
Moto Guzzi Norge: Wikimedia – Liftarn
Zeitschrift MARKT für Oldtimer 5.5.1987

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